Ganz normale Leute eines Landes haben erstmals eine schwere Waffe gekauft

Die Zeit:

Um diese Kampfdrohne geht es: Bayraktar TB2 (auf dem Foto ein Vertreter der litauischen Regierung und Mitarbeiter des türkischen Technologieunternehmens Baykar im Juni 2022). © Baykar/​Reuters


Mit der Spendenaktion für eine türkische Kampf­drohne des Typs Bayraktar TB2 Ende Mai machten die Litauer Bürger international auf sich aufmerksam. In nur dreieinhalb Tagen spendeten sie 5,9 Millionen Euro für die Kampfdrohne. Bars verkauften Schnaps für Bayraktar, Bewohner von Altersheimen sammelten Geld und selbst Jugendliche haben ihr Taschengeld für die Drohne ausgegeben.

„Wir Litauer müssen den Ukrainern helfen, mit allem, was geht. Wir wissen: Es ist auch unser Krieg, selbst wenn wir nicht an der Front stehen“, sagt Andrius Tapinas. Der litauische Fernseh­journalist hatte zu der Spendenaktion für Bayraktar auf seinem Internetsender Laisvės TV aufgerufen. In Litauen leben nur 2,8 Millionen Menschen – weniger als in Berlin.

Tapinas habe nicht damit gerechnet, dass in so kurzer Zeit so viel Geld zusammen­kommen würde, sagt er. Vor allem kleinere Beträge wurden gespendet, zwischen einem und 20 Euro. „Ganz normale Leute eines Landes haben erstmals eine schwere Waffe gekauft – und zwar nicht für sich selbst, sondern für ein anderes Land“, sagt Tapinas.

Blue/Yellow arbeitet mit kleineren Initiativen zusammen, etwa mit 1KFund – einer Stiftung, die vom litauischen Comedian Oleg Surajev zu Kriegsbeginn im Februar ins Leben gerufen wurde. Der 33-Jährige gilt als eine der wichtigsten jungen Stimmen Litauens und hat seit März schon mehr als eine Million Euro an Spenden gesammelt, die zwar nicht in Waffen, aber in militärische Ausrüstung fließen. Surajev fällt regelmäßig mit organisierten Protestaktionen auf, in sozialen Netzwerken klärt er dazu täglich über den russischen Angriffskrieg auf, teilt Informationen, ruft zum Spenden auf.

„Auch das ist wichtig, um gegen Russland anzugehen“, sagt der Comedian.

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