Als Kommunist gekämpft

Gerhard hat mir einmal erklärt, er habe im Krieg als Kommunist gekämpft und nicht als Jude. Ich glaube, jüdisch zu sein bedeutet für ihn, sich nicht wehren zu können, Opfer zu sein. Er erzählte mir einmal, wie er im Juli 1942 in Frankreich vor den vorrückenden deutschen Truppen geflüchtet ist und sich einige Zeit in einem jüdischen Kinderheim versteckte, das in einem Schloss in der Nähe von Limoges untergebracht war. Eines Tages kamen französiche Polizisten in das Heim und wollten alle Kinder mitnehmen. Gerhard hatte sich in ein Turmzimmer eingeschlossen und beobachtete von oben die Jagd auf die Kinder. Einige versuchten zu fliehen, wurden aber von den Polizisten eingefangen, auf Lastwagen geladen und in das Internierungs­lager Drancy gebracht. Als mir Gerhard von diesem Erlebnis erzählte, war er sehr bewegt.

—Maxim Leo, Haltet Euer Herz Bereit, (München: Wilhelm Heyne Verlag, 2011), 27‑28.

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