Zeigen Sie Ihren Personalausweis. Steigen Sie aus. Schließen Sie die Wagentür. Folgen Sie uns zu diesem Fahrzeug. Steigen Sie ein. Die Wagentür wird zugeschlagen und von innen verriegelt. Wer sind Sie? Ministerium für Staatssicherheit. Gegen Sie liegt eine Anzeige vor. Wir bringen Sie zu unserer Dienststelle. Dort erfahren Sie alles weitere. Was fur eine Anzeige, wer hat mich angezeigt? Alles weitere erfahren Sie in unserer Dienststelle. Warum behalten Sie meinen Ausweis? Das ist bei uns so üblich, sagt er, das ist das Recht des Gastgebers.

Als ich meinen Ausweis gezeigt hatte, dachte ich: Vielleicht meinen sie einen anderen. Vielleicht meinen sie einen von denen, die auch im Wagen saßen, einen von meinen Freunden. Einen anderen, nicht mich. Aber sie meinten mich. Und keinen anderen.

Schweigen / Leere diese Gesichter und ihr Lächeln / sie brüllen nicht / sie schlagen nicht / warum brüllst du nicht / warum schlägst du nicht um dich / was ist sinnvoll, was sinnlos / und worin liegt der Sinn und wo die Absicht / und wohin und warum.

Woher kommt dieser Schock? Es ist etwas eingetreten, womit zu rechnen war. Aber womit habe ich denn gerechnet? Ich habe von «der Möglichkeit einer Verhaftung» gesprochen. Aber das waren Worte. Ich habe doch gar nicht gewußt, was es heißt, verhaftet zu werden. Ich habe Worte verwendet, deren Bedeutung, deren Erlebnisinhaft ich nicht kannte. Ich habe nicht gewußt, wovon ich sprach.

—Jürgen Fuchs, »Vernehmungsprotokolle«, (Berlin: Jaron Verlag GmbH, 2009), 9.

I read this some days ago, and it has stuck with me. Fuchs is writing about an arrest in the DDR in 1976, but this passage transcends time and place. I’m been thinking about it especially in the context of Russian and Belarusian opposition, German „preventive detention“ of climate activists, the Guardian line today about „a continual commitment to using violence to control people and manage problems“ in the US.

Lina Schinköthe, taz:

Es ist nicht angenehm, hier zu sein. Das Gefühl lässt sich kaum beschreiben: wenn man Gitter vor den Fenstern hat und die Zellentür ins Schloss fällt, wenn der Körper gefangen, aber der Geist frei ist – das klingt klischeehaft, ich weiß…

Ω Ω Ω

Die Politik sperrt uns lieber weg, als sich mit der unangenehmen Wahrheit, der Klimakrise, zu beschäftigen. Ich kann oft nicht fassen, dass ich in einer Welt lebe, in der das wirklich passiert. Das macht mich traurig und manchmal auch sehr wütend.

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